Mit Fassungslosigkeit haben wir, der Forumsvorstand, vom Anschlag gegen Salman Rushdie, während eines Vortrags über Autor:innen im Exil an der Chautauqua Institution am 12. August 2022 in New York, erfahren.
Salma Rushdie – sein Vater Anis Ahmed Dehlavi, gab sich den Namen Rushdie aus Bewunderung für Ibn Ruschd, einen spanisch-arabischen Philosophen des zwölften Jahrhunderts, der in Europa unter dem Namen Averroes bekannt wurde.
Zahlreiche Autor:innen, Kunstschaffende und Intellektuelle dürfen sich in ihrem Heimatland nicht frei äußern. Wenn sie es dennoch tun, haben sie Repressalien zu erleiden. Das kennen wir u.a. auch aus der Nazi-Zeit. Viele suchen Schutz im Exil. So auch in Lübeck.
Wir alle müssen nicht einer Meinung sein. Im Gegenteil, es ist erwünscht, dass ein Wettbewerb der Ideen und Meinungen stattfindet. Auch wenn die Meinungsfreiheit in einer Demokratie manchmal ausgereizt wird, um z.B. Hass, Hetze und schwere Beleidigungen zu verbreiten – oft anonym – und kein richtiger Dialog stattfindet, rechtfertig die Meinung von Andersdenkenden keine Gewaltaktionen, ob von einzelnen Menschen, Gruppen oder willkürlich seitens des Staates. In einer zivilisierten Gesellschaft gibt es Wege und Mittel auch dagegen (Hass, Hetze und schwere Beleidigungen) zu agieren. Die unabhängige Justiz entscheidet darüber und gegebenenfalls muss die Gesetzgebung handeln.
Einen Autor, hier konkret Salman Rushdie, anzugreifen, weil man mit seinen Gedanken nicht übereinstimmt, gehört nicht zu einer zivilisierten Welt. In Europa haben wir lange gebraucht, um aus dem dunklen Mittalelter rauszukommen, als bspw. Frauen verbrannt wurden, weil sie rote Haare hatten. Oder Menschen verfolgt und bestraft wurden, weil sie ihre Sinne, Vernunft und Verstand einsetzten, weil sie wissenschaftlich nachdachten, sogar Genies, wie Galileo Galilei. Menschen wurden im Namen Gottes grausam gefoltert und sogar getötet. In einer Zeitepoche, in der u.a. Mathematik, Astronomie, Mechanik, Physik, Medizin, Philosophie, Poesie und Musik eine Glanzzeit in der islamischen Welt erlebten. Wissenschaften blühten in der islamischen Welt – diese war Europa um Jahrhunderte voraus!
Das Forum setzt sich für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen in Lübeck ein. Das Grundgesetz Deutschlands und die internationale Menschenrechtscharta (Charte internationale des droits de l’homme, International Bill of Human Rights) sind eine gute Basis dafür. Totalitarismus, extremistische Handlungen und Gewaltakte, ob politisch links oder rechts, religiös oder anders motiviert, verurteilen wir auf Schärfste. „Wir stehen zu einer toleranten Gesellschaft, zu einem weltoffenen Lübeck der Vielfalt. Wer gegen unsere freiheitliche-demokratische Grundordnung ist, ist auch gegen uns“, betont Spyridon Aslanidis, Vorsitzender des Forumsvorstandes. „Jeder Mensch ist ein Mensch, ob mit oder ohne Migrationsgeschichte, ob religiös oder nicht, ob mit heller oder dunkler Hautfarbe und unabhängig von seinem Geschlecht“.
Wir, der Forumsvorstand, wünschen Salman Rushdie eine schnelle Genesung und gute Heilung!